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imprévu [ɛ͂pʀevy] SUBST m

    01. August 2023 

    imprévu [ɛ͂pʀevy] SUBST m

    Dieses Wort liebte ich, bevor ich wußte was es bedeutet.
    L’imprévu…es schwebt sanft durch den Raum wie eine Feder…
    L’imprévu……und dabei trägt es seine Bedeutung in einer so sanften und behutsamen Weise, als ob es wüßte, dass es uns so schwer fällt, das anzunehmen, an was es uns erinnern will.
    L`imprévu….das Unvorhergesehene.

    Unvorhergesehenes mögen wir in der Regel nicht so gerne, nicht wahr?
    Meist fühlen wir uns doch sicherer, wenn die Dinge, hübsch geplant und organisiert,
    auch so eintreffen wie von uns vorhergedacht.

    Meiner Beobachtung nach gibt es kleine und große Imprévus.
    
Letztere geschehen nicht so häufig wie die kleinen.
    Doch wenn sie erscheinen, dann mit großem Getöse und Tamtam. Wobei ich den Verdacht hege, dass das Getöse und Tamtam von uns kommt, sozusagen die akkustische Begleiterscheinung unserer Widerstände.

    Denn auch die großen Imprévus schweben behutsam und sanft. Indes sind ihre Auswirkungen unübersehbar. Sie lösen unsere geplanten und organisierten Vorhaben ins Nichts auf. Wir können nicht so tun, als gäbe es sie nicht.

    Was uns mit kleinen Imprévus viel leichter fällt. Um noch im Plan zu bleiben, wenn sie geschehen, machen wir etwas, das wir ‚improvisieren‘ nennen. 

    Doch meist erkennen wir die kleinen Imprévus gar nicht als solche. In der Regel personifizieren wir sie: Weil irgendjemand etwas getan oder nicht getan hat, wie von uns gewünscht oder erwartet, hat unser Plan nicht so funktioniert wie von uns so hübsch erdacht -> Wir haben einen Verursacher definiert. Und das ist wichtig. Denn so können wir die Illusion der Planbarkeit aufrecht erhalten, was unabdingbar für unser Sicherheitsgefühl ist. 

    Wenn wir erkennen würden, dass es einer der vielen kleinen täglichen Imprévus ist, ja dann……

    ….wenn wir keine Angst hätten, dann…..

    würden wir vertrauensvoll mitfließen. 

    Und wir wären netter zueinander…. …wie ich darauf komme? 

    Ein kleines Beispiel:

    Morgens beim Aufstehen. Wir steigen aus dem Bett und füseln nach unseren Hausschuhen. Wir erwarten, dass sie am Bett stehen. Schließlich haben wir sie ja beim Zubettgehen am Abend zuvor genau dort gelassen. Wenn nun aber in der Zwischenzeit unser Hund diese als Spielzeug genutzt hat – schließlich teilt er unser Konzept von „Hausschuh“ nicht- so haben wir den ersten „Error“ in unserem System. Je nach Charakter und Befindlichkeit wird unsere Reaktion ausfallen. Auf alle Fälle wären wir auf der Suche nach einem „Schuldigen“. Und ich schätze, es gibt eine große Anzahl unter uns, die über den Besuch einer Hundeschule nachdenken würde….

    Wenn wir aber nicht nach dem „einen Verursachendem“ suchen würden, sondern das kleine Imprévu einfach erkennen und annehmen….

    ….würden wir wahrscheinlich lächelnd und barfuß unseren Hund streicheln.

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